6. Coaching Kongress

Am 17. und 18. Mai 2019 war es wieder soweit: Ismaning wurde zum Hot Spot für die Coaching- und Organisationsberatersparte, dieses Jahr erstmalig im frisch renovierten Bürgersaal. Bei herrlichem Frühlingswetter trafen sich mehr als 130 Teilnehmende zum 6. Coaching Kongress der Hochschule für angewandtes Management. Sie wurden von Prof. Dr. Dr. Claudius Schikora, dem Präsidenten der HAM, in seiner Eröffnungsrede herzlich begrüßt.

Coaching in disruptiven Veränderungsprozessen – dieses Leitthema des Kongresses zog neben Beratenden auch viele Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen an. Eine der Innovationen, mit denen der diesjährige Kongress aufwartete, war die Darstellung und Diskussion von komplexen Transformationsprozessen in Unternehmen. Zunächst ging es in der Einführungs-Keynote von HAM-Professor Ulrich Lenz um einen mitunter kritischen Überblick über das Leitthema. Dabei wurde bereits deutlich, dass auf Coaches nicht irgendwann in der Zukunft, sondern bereits heute, große Herausforderungen warten. Der technologische Fortschritt, insbesondere auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, birgt gleich in zwei Richtungen Chancen und Stolpersteine für Coaches: Coaching-Kunden sehen sich in ihren Unternehmen mit heftiger Disruption konfrontiert, weil Start-ups fast überfallartig bisherige Geschäftsmodelle aus den Angeln heben können. Außerdem wird sich das Coaching selbst sehr stark verändern: Künstliche Intelligenz kann zum big player in Coaching Prozessen werden und das ausschließliche Setting zwischen Coach und Klient/in sollte im Zeitalter komplexer Umwelten in ein Teamcoaching und in die Organisationsentwicklung eingebunden werden.

In mehreren Fallkliniken, eine der Innovationen des diesjährigen Coaching Kongresses, wurden die Herausforderungen und Chancen sehr offen vorgestellt und diskutiert. Paul Habbel, mehr als 20 Jahre Geschäftsführer von Gutmann Aluminium Draht, Hersteller unter anderem von Metallfäden in Geldscheinen, berichtete von einer umfassenden, mehrjährigen Transformation der Unternehmenskultur nach einem heftigen Umsatzeinbruch. „Es gab Höhen und Tiefen, und manchmal hatten wir Zweifel“, berichtete Habbel. Konsequentes Verfolgen der Vision, den Menschen im Unternehmen mehr Selbst- und Entscheidungsverantwortung zu geben, eine Dialogkultur einzuführen und gleichzeitig die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmens zu stärken, erforderte ein komplett neues Verständnis von Führung und Zusammenarbeit. Augenhöhe zwischen allen Mitgliedern der Organisation, Achtsamkeit in Gesprächsrunden, Verantwortung für sich selbst und für das Team sichtbar zu übernehmen, kurz: die Menschen ernst nehmen, das waren für Habbel die wesentlichen Faktoren für den letztlich sehr erfolgreichen Turn around des Unternehmens. In einem erstmals stattfindenden World Café wurden diese Erkenntnisse anhand von 6 Leitfragen in 12 Gruppen vertieft und weitergeführt.

Eine weitere eindrucksvolle Fallklinik stellte Doris Beisenherz vor, Partner der konzerninternen, internationalen Unternehmensberatung innogy consulting und Leiterin der Practice Area Change. Sie berichtete eindrucksvoll von dem intensiven Prozess der Einführung einer neuen, agilen Führungskultur, damit sich das neu gegründete Unternehmen innogy auf die Herausforderungen der Energiewende erfolgreich einstellt. Dieser Kulturwandel wurde durch intensiv ausgebildete interne Coaches begleitet, die sowohl in Team- als auch in Individualcoachings arbeiten.
Dr. Claas Triebel, Gründer und Berater von Start-ups, zeigte die besonderen Herausforderungen schnell wachsender Unternehmen auf und machte deutlich, dass Coaches ihr eigenes Mindset und ihre Methoden weiterentwickeln müssen, um mit der Flexibilität und Entscheidungsgeschwindigkeit von Start-ups mithalten zu können. Daran anknüpfend diskutierten einige der hochklassigen Referentinnen und Referenten, wie sich die Menschen auf disruptive Umbrüche einstellen können und wie sie dabei wachsen können. Wir haben zwar häufig Prägungen, die Veränderungen bewusst und unbewusst ablehnen. Aber die optimistische Botschaft des 6. Coaching Kongresses war, dass es Lust macht, sich auf das Neue einzulassen und die Chancen zu ergreifen. Das gilt auch für die Weiterentwicklung von Coaching und den Coaches.

Viele begeisterte Feedbacks erreichten die Kongressleitung, Prof. Dr. Ulrich Lenz und Dr. Sonia Galster, während und nach dem Kongress. „Wir freuen uns über einen thematisch intensiven, von der Stimmung her aber sehr entspannten Kongress mit vielen Impulsen und danken den tollen Referentinnen und Referenten für ihr Engagement“, so fasste Ulrich Lenz den 6. HAM Coaching Kongress zusammen.