8. Handelsforum: Handel im Spannungsfeld zwischen Tradition, Evolution und Disruption

Während der Onlinehandel boomt, greift vor allem in kleineren Städten und wenig attraktiven Lagen von Großstädten das Ladensterben um sich. In aktuellen Studien beklagen über 80 % der Befragten die zunehmende Verödung von Einkaufsstraßen. Gleichzeitig fassen sich die Kunden aber auch an die eigene Nase und führen dies mit großer Mehrheit auf das eigene Einkaufsverhalten zurück. Auch in anderen Betriebsformen des Handels, wie z.B. dem Versandhandel, bricht Innovation im E-Commerce mit der Tradition des Kataloggeschäfts. Diese spannenden Entwicklungen im Handel wurden im Rahmen des 8. Handelsforums des IHM Instituts für Handelsmanagement am 19. September 2019 im Bürgerhaus Unterföhring von namhaften Rednern präsentiert und mit den Teilnehmern diskutiert.

Eröffnet wurde die Veranstaltung auch in diesem Jahr von Prof. Dr. Franz-Michael Binninger, Direktor des Instituts für Handelsmanagement an der Hochschule für angewandtes Management.

Mit dem Leitspruch „Das Gute ist so nah, handelt lokal“ begrüßte zudem Ismanings Bürgermeister Dr. Alexander Greulich die Zuschauer und Teilnehmer. Er zeigte die Herausforderungen des lokalen Einzelhandels und Lösungsansätze, die die Gemeinde Ismaning bereits auf den Weg gebracht hat, auf.

Alexander Putz, Oberbürgermeister der Stadt Landshut, knüpfte an den Einstieg von Dr. Greulich an und stellte das Thema „Herzkammer Innenstadt – Herausforderungen an ein historisches Zentrum im Zeitalter von Digitalisierung und Online – Handel am Beispiel der Stadt Landshut“ vor: Seit Jahrhunderten spielt sich das gesellschaftliche Leben Landshuts vor allem in Alt- und Neustadt, also im mittelalterlichen Stadtkern, ab. Handel und Gastronomie bestimmen auch heute noch das Bild. Doch um die Gunst der Kunden buhlt längst nicht mehr nur die Konkurrenz nebenan. Vielmehr machen Amazon und andere Online-Shops den Ladenbesitzern das Leben schwer. OB Putz erläuterte, was eine moderne Stadtverwaltung tun kann, um die Attraktivität der Innenstadt zu erhalten und den Handel vor Ort zu unterstützen.

Chancen und Risiken von digitalen Technologien für Handelsunternehmen zeigte Prof. Dr. Mark Harwardt in seinem Vortrag „Alexa, ich brauche Hilfe!“ auf: Neue digitale Technologien entstehen mittlerweile in immer kürzeren Abständen. Viele Unternehmen fühlen sich mittlerweile davon überfordert, kapitulieren oder ignorieren schlichtweg diese Technologien und die damit verbundenen Veränderungen. In seinem Vortrag erläuterte Prof. Harwardt, warum und vor allem wie Unternehmen im Handel sich mit den digitalen Technologien und ihren Möglichkeiten befassen sollten.

Auf welche Weise sich der lokale Einzelhandel digitalisieren lässt und wer in diesen Prozessen welche Rollen übernehmen sollte, erläuterte Andreas Haderlein, Wirtschaftspublizist und Innovationsberater; Local Commerce Alliance, in seinem Beitrag „Lokale Wertschöpfung auf digitalem Fundament. Warum der inhabergeführte Handel in unseren Städten und Regionen nicht mehr ohne Kooperations- und Veränderungsmanagement auskommt“: Der lokale Einzelhandel lässt sich nicht per Knopfdruck digitalisieren. Seien es digital-gestützte Loyalty-Programme, Online-Sichtbarkeitsmodelle oder vertriebsorientierte lokale Online-Marktplätze – immer braucht es einen beharrlich und kompetent moderierten Prozess der Veränderung und Kooperation, um letztlich mit attraktiven und damit wirtschaftlich tragfähigen Online-Lösungen auf den Strukturwandel in Stadt, Region und Handel zu reagieren. Der Referent erläuterte, wer in diesen Prozessen welche Rollen übernehmen sollte und warum „Kümmern 2.0“ ins Pflichtenheft von Citymanagement- und Stadtmarketingorganisationen gehört.

Univ.-Prof. Dr. Gunnar Mau, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Privatuniversität Schloss Seeburg, zeigte mit „Der Handel zwischen Nutzenerwartung und Erlebnislieferant – stationärer Handel im Wandel“ konsumentenpsychologische Aspekte auf, die den Handel und seine Rolle in der Zukunft beeinflussen werden. Die aktuelle Entwicklung fordert den stationären Handel heraus: das Internet of Things, digitale Sprachassistenten, der Wertewandel und neue Lebensstile der Konsumenten ändern die Erwartungen der Menschen an den Händler und die Art und Weise, in der eingekauft wird.

Der abschließende Vortrag „Die heine-Transformation im digitalen Zeitalter“ verdeutlichte anhand des Beispiels der Heinrich Heine GmbH den Weg hin zur Modemarke mit den Schwerpunkten Profilierung, kulturelle Transformation und agiles Projektmanagement.

Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete – wie schon in den Jahren zuvor – die Verleihung des Handelsmanagement Awards für herausragende Abschlussarbeiten, den dieses Mal Nicole Schnatz für Ihre Masterarbeit erhielt. Im Rahmen einer empirischen Untersuchung der Bedürfnisse der Kunden und die Auswirkungen auf die strategische Ausrichtung des stationären Handels analysierte sie „die Neuerfindung des stationären Handels – am Beispiel der Modebranche“.

Die Veranstaltung wurde wie auch schon in den letzten Jahren von Dr. Alexandra Hildebrand moderiert und bot zudem Möglichkeiten des Networkings zwischen Akteurinnen und Akteuren aus Praxis und Wissenschaft sowie Studierenden des Studiengangs Betriebswirtschaftslehre mit dem Branchenfokus Handelsmanagement & E-Commerce.

 

Über das IHM Institut für Handelsmanagement

Das IHM Institut für Handelsmanagement wurde 2012 als Kompetenz-Zentrum für handelsspezifische Themen gegründet. Das IHM versteht sich als Plattform für einen fundierten Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Praxis.
Das Institut verfügt über ein verzweigtes Netzwerk an Partner-Unternehmen und einen Pool von Experten für handelsrelevante Fragestellungen. Über den Hochschulverbund bietet das IHM darüber hinaus Möglichkeiten einer akademischen Ausbildung und engagiert sich intensiv in Forschung und Weiterbildung.